Vielfalt first. Dank Reformation.
Am Anfang stand die Vielfalt. Das gilt für die sehr unterschiedlichen Menschen, die sich von Jesus angesprochen gefühlt haben. Das gilt für die kulturelle Vielfalt der ersten Gemeinden. Das gilt natürlich erst recht für den Facettenreichtum der biblischen Bücher sowie für die schier unüberschaubaren Bedeutungsspielräume des Evangeliums. "Du stellst meine Füße auf weiten Raum" (Psalm 31,9) - das lässt sich getrost auf die Heilige Schrift selbst anwenden.
Der Drang zur Vereinheitlichung und Zentralisierung kommt fast immer und überall später. Die Reformatoren legen die ursprüngliche Vielfalt wieder frei, wenn sie den geistlichen Primat eines einzigen Ortsbischofs ablehnen. Oder wenn sie ausdrücklich darauf verzichten, für die Feier von Gottesdiensten eine ganz bestimmte Form für alle verbindlich festzulegen: "Denn das genügt zur wahren Einheit der christlichen Kirche, dass das Evangelium einträchtig im reinen Verständnis gepredigt und die Sakramente dem göttlichen Wort gemäß gereicht werden. Und es ist nicht zur wahren Einheit der christlichen Kirche nötig, dass überall die gleichen, von den Menschen eingesetzten Zeremonien eingehalten werden..." (Augsburgisches Bekenntnis 1530, Artikel 7) Angesichts von weltweiten Migrationsbewegungen kommt Vielfalt als Geschenk und (Auf-)Gabe wieder neu und bewußter in den Blick. Ökumenische Gruppen diskutieren das seit einigen Jahren miteinander unter dem Stichwort der "Versöhnten Verschiedenheit". Johannes Ahrens, Stadtpastor Flensburg
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