Selbst. Kritik. Üben. Dank Reformation.
Martin Luther hat selbst Kritik geübt.
Pointiert und wohlbegründet, was die Kirche anging. Geblendet und maßlos, was Juden und freiheitsfordernde Bauern anging. Das hatte Folgen: Klarheit, Trennung und Gewalt. Hat Martin Luther auch Selbstkritik geübt? Bisweilen und im Einzelnen; und am Lebensende vielleicht pauschal: "Wir sind allzumal Bettler, das ist wahr." Sein angeblich letzter Satz kann dahingehend gedeutet werden. Auch mit dieser zwiespältigen Vorgeschichte (und Martin Luther ist ja nicht alles in unserer evangelischen Kirche...): Selbst.Kritik.Üben. passt in unser Evangelisches Glauben und Denken. Am besten wohlbegründet aufgrund eigener Glaubenserkenntnis, anderen wie sich selbst gegenüber. Wohl bekomm's - allen Beteiligten und Betroffenen! Ingo Gutzmann „Es gibt nach dem 31. Oktober 1517 keine Intelligenz mehr, die nicht vom Geist der Selbstkritik beseelt sein müsste…
Wenn Karl Marx, dreihundert Jahre nach dem Reformator, die These formulierte, alle Kritik habe mit der Kritik der Religion zu beginnen, lässt er den entscheidenden Sachverhalt unberücksichtigt: Mit Luther hatte die Selbstkritik der Religion ihre seit langem geforderte dynamis gewonnen, sofern sie die Energie war, die den Unterschied nicht nur aussprach, sondern auch vollzog.“ Peter Sloterdijk, Glaube, Fegefeuer des Zweifels, in: Neue Zürcher Zeitung, 2.10. 2016 https://www.nzz.ch/feuilleton/luther-und-die-folgen-glaube-die-hoelle-des-zweifels-ld.119711 |